Eine Seefahrt die ist lustig, eine Seefahrt die ist schön. Nach einer Woche auf der Greif von Ueckermünde kann ich das nur bestätigen. Anfangs kam bei mir natürlich etwas Skepsis auf. Als verwöhnter Stadtmensch stellte ich mir natürlich tausende von Fragen: Schaffe ich meine Aufgaben am Großsegel und den Fendern? Wie wird die Crew sein? Kann ich unter Deck überhaupt schlafen? Wie vertrage ich das schaukeln auf dem Schiff?

Und natürlich informiert man sich vorab über das Schiff. Auf der Homepage www.greif-von-ueckermuende.com kann man sich bestens belesen und die Greif schon mal auf Bildern bewundern.
Aber glaubt mir, wenn ihr dann am Tag der Anreise das erste Mal vor der Greif von Ueckermünde steht ist das ein ganz tolles Gefühl und man sagt sich voller Stolz: „Mit diesem Schiff werde ich eine Woche lang auf der Ostsee segeln“.

Und davon möchte ich natürlich berichten:
Am Sonntagnachmittag trafen dann auch alle ein und wir zogen mit Sack und Perücke in unsere Kajüten. Unser Käptn Rolf Hilbig zeigte uns dann auch alles an Bord, wies uns Landratten in unsere Aufgaben ein und erklärte die Geräte und Begriffe der Seefahrt, die für uns wichtig waren. Beim anschließenden Grillabend hatten wir dann die beste Gelegenheit uns bei leckerem Essen und einem Bierchen kennenzulernen.

Und am Montag um 9.00 Uhr ging es dann endlich los. In Begleitung einer Filmcrew, die anlässlich des 50. Geburtstages der Greif einen Film drehte, liefen wir bei strahlendem Sonnenschein aus dem Heimathafen ZERUM Ueckermünde in das Stettiner Haff zum Kreuzen. Drehten dann in Richtung Seehafen Swinemünde und kamen so in den Genuss unseres ersten Segelmanövers. Die Kaiserfahrt auf der Ostsee war bei diesem Wetter ein Erlebnis und als wir vor dem Seebad Ahlbeck ankerten, konnte man vom Schiff aus ein Bad in der Ostsee wagen. Allerdings war die Strömung so stark, dass nur die ganz Mutigen es wagten. Beim Anlaufen der Marina Swinemünde konnten wir dann auch unter der Anleitung von Käptn Rolf Hilbig und Steuermann Jürgen Schossow die Greif anlegen. Der erste Segeltag war sehr schön und aufregend, sodass wir nach einem leckeren Abendessen natürlich dann auch total müde in unsere Kojen fielen.
Am nächsten Tag segelten wir an der Insel Usedom entlang bis an die Südspitze Rügens. Einigen von uns hat natürlich der Ehrgeiz gepackt und so wurden fleißig die Seemannsknoten geübt. Ist schon erstaunlich, wie viel Zeit man sich mit einem Seil und den vielen Knotenarten beschäftigen kann. Im Hafen Thiessow hatten wir dann einen sehr lustigen und gemütlichen Abend im Hafenrestaurant.

Am Mittwoch ging es dann schon etwas früher los. Wir nahmen Kurs auf Sassnitz und in der herrlichen Vormittagssonne segelten wir an Sassnitz vorbei, bestaunten die Kreidefelsen der Insel Rügen, die Stubbenkammer und den Königsstuhl. Da hat sich das zeitige Aufstehen wirklich gelohnt. Mit achterlichen Wind ging es dann entlang von Kap Arkona und endlich hatten wir auch Windstärke 5 – 6 und konnten hart am Wind segeln. Was für ein Gefühl! Im Hiddensee – Fahrwasser ging es dann zum Hafen Wieck / Rügen vorbei an der Insel Hiddensee.
Am nächsten Tag verließen wir Wieck aufgrund des sehr engen Fahrwassers unter Einsatz der Maschine nach Stralsund – Nordmole. Geplant war ein halber Hafentag, den wir dann für einen Stadtbummel mit Besuch des Ozeaneums nutzten. Da wir ein Geburtstagskind unter uns hatten, den wir natürlich hoch leben ließen, wurde der Abend lang und wie immer sehr lustig.

Trotzdem waren am nächsten Morgen alle putzmunter und pünktlich wieder startbereit und so konnte es losgehen. Wir passierten die neue Rügenbrücke, die Ziegelgrabenbrücke und fuhren durch den Strelasund und die Palmer Ort Rinne in den Greifswalder Bodden. Hier kreuzten wir 5 Stunden und jeder der wollte konnte auch ans Steuerrad. Aber keine Angst, natürlich haben der Käptn und der Steuermann darauf geachtet, dass auch das Schiff dorthin gelenkt wurde wo es hin sollte. Jeder der mit der Greif mitfährt, sollte auch einmal am Steuer gestanden haben. Denn es ist ein Gefühl der Freiheit und mit Auto fahren nicht vergleichbar. Im Hafen des Marineclubs Peenemünde hatten wir die Möglichkeit uns das russische Flügelraketen U-Boot U 461 anzuschauen und verbrachten unseren gemeinsamen gemütlichen letzten Abend. Hierzu muss ich aber unbedingt anmerken, dass unsere Küchenchefs Simone und Rainer echte Naturtalente sind. Immer haben Sie es geschafft uns ein leckeres Essen zuzubereiten. Und das war manchmal gar nicht so einfach. Der Herd war zwar neu eingebaut. Leider aber ging im Ofen manchmal das Gas immer wieder aus. Doch die beiden hatten so manche Tricks parat und zauberten uns so manchen Leckerbissen. Dafür möchte ich nochmal im Namen der ganzen Crew danke sagen.

Und unser letzter Segeltag ging dann so richtig zeitig los. Immerhin mussten wir schon um 06.30 Uhr von Peenemünde ablegen, denn wir hatten immerhin noch 2 Brückenzeiten einzuhalten. Unter Maschine ging es dann durch den Peenestrom. Wir passierten die Wolgaster Brücke und anschließend die Zecheriner Brücke, entlang der ehemals größten Eisenbahn – Hubbrücke Europas der Karniner Brücke, welche heute ein technisches Denkmal ist. Leider hatten wir an unserem letzten Tag den Wettergott nicht auf unserer Seite. Bei ständigem Regen und Gewitter fuhren wir durch das Stettiner Haff. Das schlechte Wetter hatte den Vorteil, dass die meisten unter Deck waren und Reinschiff gemacht haben. Angekommen in der Lagunenstadt von Ueckermünde fuhren wir die Tankstelle an. Wir hatten zwar immer super Wetter (außer Samstag) aber leider hat uns der Wind auch so manches Mal im Stich gelassen, sodass der Tank doch ziemlich leer war. Angekommen im Heimathafen ZERUM waren wir dann doch alle erstaunt, wie schnell so eine Woche vorbei sein kann. Zum Abschied wurde dann natürlich noch viel fotografiert und Adressen ausgetauscht. Vom Käptn gab es für jeden eine Urkunde mit persönlichem Taufnamen passend zu den Aufgaben, die jeder an Bord hatte. Und eins ist gewiss: nächstes Jahr sind wir wieder alle da wenn es heißt: Alle Mann an Bord! Fertig machen zum Segel setzen. Bis dahin wünsche ich allen eine schöne Zeit.

Eure Annette Wurzinger, Juli 2010