Beitrag im NDR, Stand: 30.04.2024 18:40 Uhr

Für rund 400.000 Euro ist die Jugendsegelyacht Greif von Ueckermünde in den vergangenen zehn Jahren saniert und modernisiert worden. Zusammen mit dem Eigner sind die Verantwortlichen jetzt auf der Suche nach Nachwuchs für den Zweimaster.

von Friederike Witthuhn

Es brennt auf der „Greif von Ueckermünde“, Panik bricht aus – so das Übungs-Szenario auf dem Stettiner Haff. Eine Person fällt ins acht Grad kalte Wasser. An Bord ehrenamtliche Schiffsführer, Steuerleute und Praktikanten. Einmal im Jahr trainieren sie solche Situationen, absolvieren auch Fortbildungen, um weiter auf der Jugendsegelyacht mit Heimathafen ZERUM (Zentrum für Erlebnispädagogik um Umweltbildung) fahren zu dürfen. Mit einem Bergeschlauch versuchen sie, den Mann aus dem Wasser zu fischen. Andreas Koppe ist in dieser Übungsrunde Beobachter: „Theoretisch weiß man, wie man es zu machen hat, aber so wie ich es mir angucke, müssten wir es wahrscheinlich öfter üben.“

Saniert und Modernisiert dank Spenden, Eigenmittel und einem Förderprogramm

Von Anfang Mai bis Anfang Oktober ist die „Greif von Ueckermünde“ jedes Jahr um die 140 Tage auf dem Stettiner Haff, dem Achterwasser oder auch dem Greifswalder Bodden und der Ostsee unterwegs. Auf dem Zweimaster lernen vor allem Kinder und Jugendliche das Segeln, Navigieren, und was es heißt, ein Team zu sein. Das Schiff gehört dem Landkreis Vorpommern Greifswald, Betreiber ist der Eigenbetrieb Jugendbildungs- und Begegnungsstätten. Allein in den vergangenen zehn Jahren sind rund 390.000 Euro in die Instandhaltung des Schiffes geflossen. Möglich wurde das durch Spenden, Förder- und Eigenmittel, erzählt Andreas van der Heyden vom Förderverein. „2015 konnten wir über Leader – ein Förderprogramm – anzapfen, wo wir den ganzen Innenausbau moderner, und zeitgemäß gestaltet haben. Das vorige war nach der Wende umgebaut, und nicht mehr so attraktiv und in die Jahre gekommen. Danach haben wir neue Segel angeschafft, die Navigationstechnik erneuert.“

Aus Pionierschiff wird Jugendsegelyacht

Bei der Inbetrieb-Nahme hieß die „Greif von Ueckermünde“ noch „Immer Bereit“, war ein Geschenk des Rates des Bezirkes an die Pionierorganisation „Ernst Thälmann“. Junge Matrosen sollten hier seemännische Fähigkeiten erlernen. Auch wenn die Bestimmungen und Auflagen für so ein Schiff mit den Jahren nicht einfacher geworden sind: Alle ziehen an einem Strang. Das hat sich auch wieder bei der Rettungsübung gezeigt. Der Verunfallte ist heil an Bord, wobei das Bergen nicht einfach war, findet Jörg Bollnow: „Eine Person, die 70 bis 80 Kilo wiegt, und die man jetzt da an der Bordwand hoch holen soll, wenn man den vor- oder zurückschieben will, der muss genau die richtige Position haben, damit er nicht hinten raus rutscht und vorne raus rutscht.“ Was die Ehrenamtlichen in dieser Saison unbedingt anpacken wollen: Nachwuchs für ihre Schiffsführer-Reihe gewinnen. Dafür werben sie gerade an Schulen. Schließlich nehmen sie Kurs aufs Jubiläum: nächstes Jahr feiert die „Greif von Ueckermünde“ 65. Geburtstag.