Berliner Schüler nehmen an erfolgreicher Rettungsübung teil

Samstag, 16. Juni 2007. 13.30 Uhr. Heiter bis wolkig. Wind aus SW, Stärke 6; in Böen 7.

„Mann über Bord! Mann über Bord!“ Die Crew der Jugendsegelyacht „Greif von Ueckermünde“ gerät in helle Aufregung. Eigentlich sind sie bereits so gut wie zu Hause – das ZERUM Ueckermünde liegt bereits in Sichtweite. Viele der Jugendlichen sind mit ihren Gedanken bereits wieder im Berliner Alltag oder genießen die letzten Stunden einer für sie außergewöhnlichen Klassenfahrt – ein siebentägiger Segeltörn über Stettiner Haff, Greifswalder Bodden bis nach Hiddensee neigt sich dem Ende zu.

Was am Vormittag noch als trockener theoretischer Vortrag durch Schiffsführer Marcus Zeipelt und Steuermann Knut Weise an Bord an die 7 Schüler des Berliner Förderzentrums Schule an der Windmühle herangetragen wurde, ist mit einem Mal Realität geworden.

Einer der beiden mitgereisten Lehrer war mit einem lauten Schrei vom Achterdeck ins Haff gestürzt! Mike (alle Namen vom Verfasser geändert!) behält ihn konzentriert im Auge und zeigt permanent in die Richtung des aus den Wellen ragenden Kopfes, Justin hechtet zum Rettungsring, Sören schnappt sich die Rettungsboje, Paul hastet unter Deck – „Wo ist die MOB-Taste?“ Schnell! Segel runter! Wenden! Wenden!

Irgendwie scheint jeder den Ernst der Lage begriffen zu haben – auch wenn das Geschehen auf der Segelyacht aus meiner „Knappüberwasserperspektive“ etwas Hektisches (und damit sehr Authentisches) hat. 20 Minuten später stehe ich wieder wohlbehalten an Deck der Greif. Über Wasser gehalten hatten mich Rettungsweste und der zugeworfene Rettungsring bevor mich schließlich das DGzRS – Seenotrettungsboot „Gerhard ten Doornkaat“wieder wohlbehalten aus dem angenehm warmen Haff gefischt hatte. Lachen, Schulter klopfen, Umarmungen – auch wenn den Schülern nach und nach deutlich wird, dass es sich bei diesem „Mann-Über-Bord -Manöver“ nur um eine Übung gehandelt haben konnte – die Erleichterung der Jugendlichen ist echt. Genauso echt wie der Stolz auf ihre außergewöhnliche Leistung.

So geht für uns ein gelungenes Segelprojekt mit einem Höhepunkt zu Ende, der ganz im Zeichen einer Pädagogik Kurt Hahns stehen dürfte. Die Förderung junger Menschen auf ihrem Weg zur Selbstständigkeit und Eigenverantwortung, die Unterstützung des Findungsprozesses von Heranwachsenden, der eine selbstbewusste und sozial eingebettete Lebensführung ermöglichen soll, sind die elementaren Ziele der Erlebnispädagogik. Unser Seerettungsmanöver stellt in diesem Kontext eine Besonderheit dar, die durch ihre Echtheit für die Schüler ein nachhaltiges, unvergessliches Erlebnis darstellt.

Ein Dankeschön an alle beteiligten Initiatoren!

O. Rybniker