Aufs große Wasser wollte ich schon immer mal . Nun aber gleich mit einem Segler, da ich doch nur die Dresdner Elbfähren kenne? Wer nichts wagt, der nichts gewinnt! Also das Angebot zum Mitsegeln auf der „Greif…“ kurzentschlossen angenommen. Doch im Juli machten meine Frau und ich Urlaub auf Usedom. Wir waren mit den Rädern unterwegs und sahen zufällig im Yachthafen von Swinemünde ein Segelschiff manövrieren. Das weckte natürlich mein Interesse: Es war die „Greif…“, die festmachte. Da kamen mir die ersten Zweifel. 14 Erwachsene sollten auf dem Schiff Platz finden? Das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
Als wir dann am 22. August 2010 nachmittags unsere Kammern bezogen und alles Notwendige für die siebentägige Reise im Schiff verstaut hatten, blieben meine Zweifel, denn mitgewachsen war das Schiff nicht.
Am Sonntagabend saßen wir beim Grillen zusammen, lernten uns näher kennen und versorgten die Mücken mit frischem Blut bis sie uns in die Flucht schlugen. Über die erste Nacht an Bord reden wir mal lieber nicht, Kammer klein und niedrig (unter dem Kartenhaus), Koje schmal und kurz!
Am Montagmorgen stießen die letzten Besatzungsmitglieder zu uns und los ging´s mit der „Greif…“ über das Haff nach Swinemünde. Dort mussten wir anlegen, eine hoch-
prozentige Arznei musste nachgekauft werden. Dann fuhren wir hinaus auf die Ostsee, die Segel wurden gesetzt. Eigentlich wollten wir ja nach Bornholm segeln, doch der Wind hätte uns sehr schnell an die Küsten Dänemarks gebracht, die Rückkehr wäre aber lang-wierig und problematisch geworden. Also blieben wir in den Küstengewässern. Ich war einer der ersten, der das Steuerrad anvertraut bekam. Doch ich konnte die Gradeinteilung auf dem Kompass nur erraten und so fuhren wir Schlangenlinien bis ich abgelöst wurde.
Also: Ohne Lesebrille sollte man nicht ans Steuerrad stehen.
Es dauerte nicht lange und der Wind flaute ab, dafür ging aber ein ordentlicher Platzregen auf uns nieder. Wir steuerten Thiessow an und wollten dort eine Nacht bleiben. Leider wurden daraus drei Nächte, wir kamen wegen Sturm und Niedrigwasser erst am Donnerstagfrüh aus dem schützenden Hafen. Wer für Thiessow und Umgebung einen sachkundigen Reiseführer braucht, kann sich gern bei mir melden. Das sollte aber unsere gute Laune nicht trüben. Und daran hatten Fanny und Mario, die für unser leibliches Wohlbefinden während des Törns sorgten, einen ganz großen Anteil. Danke!
Auch Doreen und Sebastian taten uns Gutes, brieten uns fangfrischen Fisch, den Christian und Daggi kauften und buken Kuchen.
Am Donnerstag kamen wir endlich auf unsere Kosten. Wir verließen Thiessow und setzten die Segel. Doch nach gut einer reichlichen Stunde drehte der Wind… und wir tuckerten in den Strelasund. Abends lagen wir dann im Stadthafen von Stralsund, nicht weit entfernt vom „großen Bruder“, der „Gorch Fock“. Wir bummelten noch durch das Hafenviertel. Die von Rolf so gerühmte Fischsuppe konnten wir leider nicht kosten, wir scheiterten einfach an der Dienstleistungsunwilligkeit des Gaststättenpersonals. schließlich sind Küchenöffnungszeiten Gesetz, und wenn 21 Uhr Küchenschluss ist, dann gibt´s 21.05 Uhr nichts mehr. Basta. Also machten wir es uns an Bord gemütlich und stießen Mitternacht noch auf Fannys Geburtstag an.
Am Freitag wollten uns Rolf Hilbig (Schiffsführer) und Eckard Budy (Steuermann) als Stammbesetzung auf Seetauglichkeit testen. Und es ist ihnen gelungen! Es regnete und stürmte und wir mussten hinein in das schlechte Wetter. Die Gicht spritzte über den Bug, es rollte und schlingerte stundenlang. Manche bestanden den Test, manche leider nicht.
An dieser Stelle unserer Stammbesatzung ein herzliches Dankeschön, dass sie mit seemännischem Geschick uns sicher und gesund zurück zum Liegeplatz in Ückermünde gebracht haben und dafür sorgten, dass wir uns nicht nur gern an die Tour erinnern sondern schon überlegen, ob wir im kommenden Jahr wieder mitsegeln werden.
Aber zurück zu unserer Schlechtwettertour. Mittags riss der Himmel auf, die Sonne schien kräftig und der Wind ließ nach. So konnten wir noch eine gute Stunde unter vollen Segeln vorbei an Peenemünde bis zur Marina Kröslin fahren.
Wie an jedem Abend saßen wir abends noch gemeinsam in der Messe. Eckard ließ sich nicht lange betteln, holte seine Gitarre und es wurde wieder gemütlich…
Am Sonnabend stimmten Wind und Wetter, und es war ein tolles Erlebnis entlang der Küste von Usedom und vorbei an den Seebädern zurück nach Swinemünde zu segeln. Und als wir an den Seebrücken von Koserow bis Ahlbeck vorbei segelten, machte die
„Greif von Ückermünde“ optisch und akustisch auf sich aufmerksam, sicherlich auch zur
Freude der Urlauber.
Sonntagfrüh machten wir alle „klar Schiff“ dann legten wir ab und konnten die Segel noch einmal im Oderhaff setzen. Ein schöner Abschluss unserer Tour.
Und ganz nebenbei: Das Schiff ist nicht klein, je heimischer ich mich an Bord fühlte, desto größer wurde es. Wir waren eine tolle Truppe, verstanden uns prächtig und hatten eine
schöne Urlaubswoche auf See. Auch wenn das Wetter nicht immer mitspielte, haben wir gemeinsam das Beste daraus gemacht, und hatten viele schöne Erlebnisse, an die wir uns noch lange gern erinnern werden.
Dem Förderverein und all denen, deren Herz und Engagement mit der „Greif von Ücker-münde“ verbunden ist , herzlichen Glückwunsch zum 50. Schiffsjubiläum, herzlichen Dank für die unermüdliche Arbeit und immer eine Hand breit Wasser unterm Kiel, das wünscht
Andreas Bendel, 11.09.2010